Was man wissen sollte, wenn man am 4. oder 5. Mai in den Niederlanden ist

Last updated on 17-05-2023

Der 4. und 5. Mai sind in den Niederlanden besondere Tage. Der 4. Mai ist der Tag der Dodenherdenking. An diesem Tag gedenken die Niederländer:innen ihrer Kriegsopfer. Am Tag darauf feiert man in meiner Heimat den Bevrijdingsdag, den Tag der Befreiung von der deutschen Besatzung im Jahr 1945.

Volkstrauertag 4. Mai

Am 4. Mai gedenkt man in den Niederlanden aller Niederländerinnen und Niederländer, die seit dem Zweiten Weltkrieg in Kriegssituationen, aber auch bei Friedensoperationen, ums Leben gekommen sind.

Ursprünglich wurde bei de nationale dodenherdenking nur der niederländischen Soldaten und Widerstandskämpfer gedacht, die im Zweiten Weltkrieg gefallen waren. Im Laufe der Jahre kamen andere Gruppen dazu. Dazu gehören zum Beispiel die Opfer der Militäraktionen in Niederländisch-Indien und die der friedenserhaltenden Operationen der Vereinten Nationen, an denen die Niederlande teilnahmen, wie in Bosnien und Afghanistan.

Zwei Minuten Stille

Die nationale Gedenkfeier findet nach einem festen Protokoll auf dem Dam-Platz in Amsterdam statt und wird im niederländischen Fernsehen live übertragen. Zugleich finden in vielen niederländischen Gemeinden eigene Gedenkfeiern statt.

Um acht Uhr abends genau wird es still. Zwei Minuten schweigt das Land in Gedenken an die Opfer. Als Kind schon fand ich das Ritual sehr beeindruckend (damals waren es noch nicht zwei, sondern nur eine Schweigeminute). Auch jetzt versuche ich, wenn irgendwie möglich, die Schweigezeit achtsam zu verbringen.

Flaggen auf halbmast

Wer als Deutsche:r Anfang Mai in die Niederlande reist, sollte sich über die Bedeutung des 4. Mai im Klaren sein. Dass es ein besonderer Tag ist, erkennt man auch an den vielen Flaggen an öffentlichen Gebäuden, die auf halbmast gesetzt sind.

Wenn möglich, sollte man während der beiden Schweigeminuten zumindest in niederländischer Gesellschaft ebenfalls nicht reden. Diese Form des Respekts wird einem hoch angerechnet.

Trauer ist etwas höchst persönliches und jede und jeder gedenkt der Opfer auf eigene Art und Weise, mit eigenen Erinnerungen und Gefühlen. Zusammen zu schweigen schafft jedoch eine wortlose Verbundenheit.

Ein kollektives Schuldgefühl?

Wie erleben Deutsche, die in die Niederlande gezogen sind und dort ihren Lebensmittelpunkt haben, den vierten Mai? Sabine van der Velpen, seit 1979 wohnhaft in der Nähe von Utrecht, hat darüber vor einigen Jahren eindrucksvoll gesprochen und geschrieben.

Feiertag 5. Mai

Nach dem Gedenktag am 4. Mai steht der 5. Mai ganz im Zeichen der Kapitulation der deutschen Besatzungstruppen in den Niederlanden am 5. Mai 1945. In vielen Orten finden Paraden, Konzerte und Festivals statt, um die Befreiung vom Nationalsozialismus zu feiern.

Daneben ist der 5. Mai auch der Tag, an dem sich die Niederländer:innen konkret und gemeinsam bewusst machen, wie wichtig, wie kostbar – und wie zerbrechlich – ein Leben in Freiheit ist.

Feiertag, aber kein freier Tag

Der 5. Mai in den Niederlanden ist nur alle fünf Jahre ein freier Tag. Das nächste Mal im Jahr 2025. Trotzdem ist dies ein Tag der Freude und der Feierlichkeiten.

Insgesamt sind der 4. und der 5. Mai also wichtige Tage in den Niederlanden, an denen man die Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und das Ende der nationalsozialistischen Besatzung lebendig hält. Auch nach 78 Jahren. Und das finde ich gut so.

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